Radtour von Reuth/Weisendorf nach Oxford, UK im Juni 2015
Die ‚Koffer‘ sind gepackt.
Morgen früh kann es los gehen.
Das ist der grobe Streckenverlauf. Von Reuth aus geht es einigermaßen direkt zum Rhein. Dann am Rhein entlang bis Rotterdam/Den Haag. In Hoek van Holland setze ich über nach Harwich. Dann geht es nördlich an London vorbei bis Oxford.
Erstellt mit google maps
Das erste Etappenziel war Tauberbischofsheim.
Ich dachte, ich müsste dem Gewitter zuvor kommen und bin fast durchgeradelt. Es ging durch die mittelfränkische Weingegend, über den Steigerwald, kurz am Main entlang und dann hinüber ins Taubertal. Die Sonne hat es etwas gut gemein.
Die Zahlen: 120 km und fast 7 Stunden im Sattel.
… Und dann denkt man an nichts Böses und die Mayers kommen mir (bei Neustadt) entgegen! Das war schon ein schöner Zufall! ⇒Fotos
Von Tauberbischofsheim aus begann die 2. Etappe leicht hügelig nach Wertheim (südöstliche Ecke des Mainvierecks). Von dort über den Spessart nach Mespelbrunn, danach südlich an Aschaffenburg vorbei über Großostheim, durch Darmstadt, nach Riedstadt bis schließlichzur Autofähre nach Kornsand. Auf derlinken Seite des Rheins – in Oppenheim – war es ein kurzer Endspurt nach Nierstein zum Quartier in der Weinstube. Am Ende hatte ich 155 km und 1212 Höhenmeter in 9 Stunden Fahrzeit hinter micht gebracht.
Hier noch ein Blick auf den Main in der Nähe von Aschaffenburg.
An dem Tag hatte ich Schwierigkeiten mit meinem Garmin, so dass ich für die Zielführung sogar auf mein ‚Back-office‘ in Reuth zurückgreifen musste. Ich vermute, es lag an der Einplanung der Autofähre.
Die dritte Etappe begann mit angenehmen 18 Grad am Morgen. Heute sollte keine Navigation nötig sein, denn ich wollte einfach links des Rheins auf dem Radweg bleiben. Dieser bot zunächst eine Schottergrundlage, und bei Gegenwind kam ich schlecht voran. Der Abschnitt durch Mainz war neben dem Promenadenufer von vielen Industriebetrieben geprägt. Ab Bingen war der Radweg sehr viel schöner: befestigt, direkt am Rhein entlang mit vielen herrlcihen Eindrücken (viele Burgen siehe ⇒Fotos) und … Sandstrand.
Mittlerweile kletterte das Thermometer auch wieder auf 26 Grad, aber eben keine 35 Grad wie die Tage zuvor. Diesmal gönnte ich mir eine Milchkaffeapause, denn heute war eine kürzere Strecke angesagt: 92 km und 290 Höhenmeter in einer Fahrtzeit von 5 Stunden und 25 Minuten.
Heute war ein Ruhetag angesagt. Dafür hatte ich mir ein angenehmes Ambiente ausgesucht.
Das richtige Zimmer hatten sie auch für mich:
Von Bad Salzig aus ging es – immer weiter links des Rheins – nach Boppard un dann durch das mondäne Koblenz, vorbei an feudalen Villen. Danach wird das Rheintal etwas weiter und ich komme zum Deutschen Eck, wo die Mosel in den Rhein fließt. Danach fahre ich weiter nach Remagen. Dort haben die Deutschen im 2. Weltkrieg beim Rückzug zur Freude der Amerikaner vergessen, eine Brücke zu sprengen. In Bonn mache ich am Rheinunfer ehemalige Regierungsgebäude aus. Über Bad Godesberg gelange ich nach Köln in die Pension Otto in der Innenstadt. Auch hier ist es schon Mode, die Gäste über Zugangsberechtigungen ohne persönliche Betreuung in ihre Zimmer zu lassen.
Heute lasse ich mich vom Garmin führen und es geht durch Industrie- und Wohngebiete gleichermaßen. Den Rhein bekomme ich nicht zu Gesicht, obwohl er immer in der Nähe ist. Es geht an Dormagen, Neuss und Krefeld vorbei.
Mittlerweile habe ich das Gefühl, als ob das Garmin die Strecke nach folgenden Strategien auswählt:
Es sucht jede mögliche Erhebung zwischen Start- und Zielpunkt und es umgeht Cafes, Eisdielen und Supermärkte konsequent. Ich muss es wohl mal umprogrammieren.
.
Heute ging es von Xanten nach Asperen. Zum Abschied gabe es ein Frühstück in der Teestube.
Das Garmin führte mich in schönen Alleen nach Kleve. Kleve hatte sogar einen Berg (ca. 300m N.N.) und danch eine lang gezogene Abfahrt zu bieten. In Kranenburg habe ich mir noch einen deutschen Milchkaffee gegönnt. Den Übergang nach Holland habe ich nur an den Texten auf den Straßenschildern erkannt. Die Tour ging weiter über kleine Orte, aber auch Industriestädte. Nicht ganz einfach war es manchmal über das Gewässer (Waal) zu kommen.
Ich musste mich beeilen, denn ein Gewitter drohte. Die Temperaturen kletterten wieder auf 30 Grad. Deshalb schickte ich micht nach Geldermalsen und ins Hotel zu kommen. Am Ende waren es wieder 135 km in 6:48 Stunden Fahrtzeit.
Zuerst ging es beschaulich bis Ridderkerk übers Land. Allerdings musste ich die neue Regenjacke kurzfristig einsetzen und der Westwind pustete auch ordentlich, so dass ich teilweise nur mit 11-13 km pro Stunde voran kam. Danach leitete mich mein Garmin ganz ordentlich durch Rotterdam und schließlich wieder aufs freie Land zu meiner Unterkunft. ‚Bei Luise‘ bin ich dann nach 93 km und 5:40 Stunden Fahrtzeit angekommen.
Heute habe ich nur eine 10km-Anfahrt zur Fährstation. Ich verbringe 7 Stunden auf der Fähre. Mein Quartier in Harwich ist auch nur ca. 10km von der Anlegestelle entfernt. Ein Ruhetag, wie schön!
Die Fähre hat Platz für 1200 Passagiere, 230 Autos und sie hat 538 Kabinen. Mehr als die Titanic!
.
Die Temperaturen sind deutlich niedriger und es bläst ein ordentlicher Wind. Die gute Nachricht ist: Er kommt aus dem Nordosten. Insofern habe ich heute eine leichte kurze Fahrt von Harwich über Colchester, Tiptree und Great Totham nach Chelmsford. Nach nur 73 km bei 4 Stunden Fahrzeit war ich auf der Reise das erste Mal zu früh dran, um ins B&B zu gehen, und habe mich noch in der Stadt umgesehen.
Diese Tour war be weitem die unattraktivste, denn sie führte mich durch die nördlichen Regionen von London mit großen Straßen und starkem Verkehr. Als es dann wieder ein Stück hinaus ging, tauchte plötzlich auf der Gramin-Anzeige eine ziemlich große Wasserfläche (ca. 1 km Durchmesser) auf, durch die ich hindurch fahren sollte. Von einer Fähre oder einem Tunnel hatte ich nichts gelesen und eine Brücke hätte ganz schön lang sein müssen. Das „William Gurling Reservoir“ war geteilt, die Straße verlief mitten durch, wie sich dann heraus stellte.
Nach 93 km in 5:13 Stunden Fahrtzeit war ich dann beim Ardmore Guest Hotel, was die bisher teuerste Nacht werden sollte. Für einen Stadtrundgang zur Kathedrale und eine Pinte im Pub war auch noch Zeit.
Mein Garmin hält mich fit: Heute weist es mir den Weg zunächst weit nach Süden. Ich komme in die Nähe vom Flughafen Heathrow! Auch heute befahre ich „busy“ Straßen. Endlich zweige ich in ein Tal entlang der Themse ab. In Henley-on-Thames sieht man schon Ruderer auf dem Wasser. Rudern ist an Colleges ein beliebter Sport und es gibt viele Wettkämpfe, bei denen die Colleges konkurrieren.
Dann geht es noch einmal über einen Höhenzug: Die höchste Erhebung der „Chitern Hills“ beträgt 800m. Danach radelt es sich weitgehend abwärts nach Oxford. Damit hatte ich wieder 115 km in 6:39 Stunden hinter mich gebracht.
Auch wenn die Ortseingangstafel von Oxford schon grüßt, weiß ich doch, dass es noch ca. 5 km bis zum College sind. Richtig freuen kann ich mich, als ich langsam Gebäude und Straßen erkennt, wo wir bei unserem Besuch im letzten November waren.
.
Ankunft in Oxford am 17.6.2015
Kaum bin ich 12 Tage unterwegs und schon bin ich da!
Und hier ist auch schon mein Reiseziel 🙂
Zum Schluss noch ein bisschen Statistik: Insgesamt waren es 1145 km und 6000 Höhenmeter. Dabei saß ich 64 Stunden im Sattel (so fühlt sich mein Unterteil auch an!).